Großes Interesse für den bundesweit durchgeführten Mädchen-Zukunftstag
»Am EMI kracht’s und bummst’s« – das EMI öffnet seine Türen für technikinteressierte Schülerinnen
Mädchen, die sich für Flugzeuge und Autos interessieren? Ein Mädchen, das Platinen verlötet? – Wo gibt es denn sowas? Der Girls’ Day am Fraunhofer EMI zeigt, welche spannenden Berufe es abseits klassischer Frauendomänen zu entdecken gibt und wie gut sich Mädchen auch in solchen Tätigkeiten machen.
Am 27. April 2017 öffnete das Fraunhofer-Institut für Kurzzeitdynamik, Ernst-Mach-Institut, EMI, seine Türen und gab acht Mädchen die Chance, hinter die Kulissen eines ingenieurwissenschaftlich-technischen Forschungsinstituts zu blicken. Denn genau hier sind Frauen immer noch unterrepräsentiert, und das liegt vor allem daran, dass viele Mädchen gar keine Idee haben, welche Berufsfelder es gibt. Genau hiergegen soll der seit 2001 deutschlandweit durchgeführte Girls’ Day vorgehen. Der Mädchen-Zukunftstag soll Schülerinnen Ausbildungsberufe und Studiengänge in IT, Handwerk, Naturwissenschaften und Technik vorstellen und ihnen neue Möglichkeiten und Zukunftschancen aufzeigen. In Deutschland ist der Frauenanteil in naturwissenschaftlich-technischen Berufen immer noch gering, obwohl viele junge Frauen über eine gute bis sehr gute Schulbildung verfügen. Um diese Situation zu verbessern, soll der Girls’ Day Einblicke in Labore, Büros und Werkstätten gewähren und die Berufsanfängerinnen von morgen ermutigen, auch einen technischen Beruf als Traumberuf anzusehen.
Ob kreativ, technikaffin oder feinmotorisch begabt, der Mädchen-Zukunftstag am EMI bot für jedes Mädchen spannende Einblicke. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde im Besprechungsraum des Instituts hatten die Schülerinnen die Möglichkeit, vier unterschiedliche Berufe am Fraunhofer EMI kennenzulernen und den Fragen nachzugehen, was eigentlich eine Mediengestalterin macht, wie der Arbeitsalltag einer Elektronikerin für Geräte und Systeme aussieht, wie ein Ingenieurin Leichtbaumaterialien für Flugzeuge prüft oder was man bei der Ausbildung in der feinmechanischen Werkstatt alles lernt.
Anschließend erkundeten die jungen Besucherinnen das Institut und gewannen spannende Einblicke in unterschiedliche Bereiche des Fraunhofer EMI: Beim Rundgang durch die Werkstatt durften die Mädchen Dreh- und Fräsmaschinen aus der Nähe betrachten, Werkstücke der Auszubildenden genau inspizieren und die computergesteuerte, maschinelle Fertigung eines Flaschenöffners im CNC-Raum beobachten, den sie im Anschluss als Erinnerung mit nach Hause nehmen konnten. Nach diesem ersten Einblick in den Alltag einer Feinwerkmechanikerin war es an der Zeit, mehr über die Tätigkeiten einer Ingenieurin und einer Elektronikerin zu erfahren. Hierfür berichteten zwei Mitarbeiterinnen über ihre Arbeit am EMI und gaben Auskunft darüber, was Leichtbau eigentlich ist und wozu man eine Wissenschaft wie diese braucht. Die Mädchen folgten den Ausführungen der Ingenieurin gespannt und konnten sogar mit einigem Vorwissen in Sachen Leichtbau und Werkstoffkunde trumpfen. Die Materialproben, die die Wissenschaftlerin dabei hatte, untersuchten die Schülerinnen genau und mit großem Interesse. Im Anschluss erzählte die Elektronikerin etwas über die Ausbildung zur Elektronikerin für Geräte und Systeme und brachte sogar ein echtes Werkstück für die Mädchen mit. Schnell errieten die technikbegeisterten Besucherinnen, welchen Zweck dieser verwunderliche kleine Kasten erfüllt: ein elektronischer Würfel, der nicht durch Werfen, sondern lediglich durch Drücken eines Knopfs Augenzahlen in Form von LED-Lichtern anzeigt.
Nach diesen kurzen Vorträgen ging es dann zur Sache, und die Mädchen wurden Zeuginnen eines typischen EMI-Arbeitsauftrags: »Sachen kaputtmachen – und zwar schnell kaputtmachen«, wie die Ingenieurin es beschrieb. Im Materiallabor des EMI verfolgten sie einen echten Materialversuch, der zwar innerhalb von Sekunden vorbei war, jedoch ein aufschlussreiches Video ergab, welches die Mädchen später ansehen durften.
Frisch gestärkt nach der Mittagspause war nun handwerkliches Geschick gefragt. Die wissbegierigen Schülerinnen konnten es kaum erwarten, endlich selbst tätig zu werden. Mithilfe der Experten aus dem E-Labor versuchten sie sich am Lötkolben und fertigten eine elektronische Sanduhr an. Das Besondere an der Uhr: Der rieselnde Sand wird mit LED-Technik hinter Plexiglas simuliert. Als Erinnerung durften die Mädchen ihre selbst hergestellte Uhr mit nach Hause nehmen.
Nach diesen spannenden und abwechslungsreichen Erfahrungen gaben die Schülerinnen ihr Feedback über den Schnuppertag am EMI ab. Alle acht Besucherinnen waren begeistert von den Erfahrungen, die sie am EMI sammeln durften, und lobten vor allem die praxisnahen Einblicke, die das Institut ihnen gewährte. Auf die Frage, ob die Schülerinnen sich einen männertypischen Beruf vorstellen könnten, waren sich alle einig, dass die Wahl des Berufs nichts mit dem Geschlecht zu tun hätte und es an ihnen selbst läge, diese Stereotype aus der Welt zu schaffen. Der Girls’ Day am EMI war somit ein voller Erfolg.