Future Combat Training System – Sicherheit für modernes Üben mit scharfem Schuss

© Fraunhofer EMI
Die Expertenrunde »Digitalisierung von Truppenübungsplätzen« beantwortet die Fragen des Fachpublikums. Von links nach rechts: Dr. Siegfried Nau (Fraunhofer EMI), Frank Jaspers (WTD 91), Brigadegeneral Andreas Henne (Kommando TA, Projektleiter Weiterentwicklung der Übungsplätze und Schießanlagen der Bundeswehr) und Generalleutnant Martin Schelleis (Inspekteur der Streitkräftebasis).

Das Fraunhofer EMI untersucht, wie die Übung mit scharfem Schuss auf Truppenübungsplätzen durch den Einsatz von Sensorik und Methoden der Digitalisierung moderner und effizienter werden kann. Die Herausforderung besteht darin, die Sicherheit zu gewährleisten und gleichzeitig erweiterten Anforderungen zu genügen.

Potenzial der Digitalisierung für die Gefechtsausbildung mit scharfem Schuss
In der Gefechtsausbildung sollen Soldatinnen und Soldaten möglichst realitätsnah auf Einsätze vorbereitet werden. Dazu üben sie auf Truppenübungsplätzen vorgegebene Szenare im scharfen Schuss. Die Zieldarstellung, häufig durch Klappfallscheiben realisiert, ist bislang meist statisch und wird oft noch analog gesteuert. Eine dynamische, in ein digitalisiertes Gefechtsübungssystem eingebundene Zielpräsentation verspricht komplexere Szenare für eine intensivere Ausbildung.

Eine wesentliche Fragestellung lautet dabei: Welche Methoden können die Sicherheit von Übungsteilnehmenden und Unbeteiligten gewährleisten, wenn moderne Technologien wie ortsveränderliche, selbstbewegliche oder virtuell dargestellte Ziele für ein effektives Training genutzt werden?

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Funktionsillustrator einer Sensorik zur Erfassung der räumlichen Orientierung einer Handwaffe.

Digitale Schießsicherheitsplanung
Um während einer Gefechtsübung die Gefährdung von Personen innerhalb oder außerhalb des Truppenübungsplatzes möglichst gering zu halten, wird für jede Übung unter Berücksichtigung der eingesetzten Waffen und Munitionen sowie dem geplanten Übungsverlauf ein spezifischer Gefahrenbereich festgelegt. Die Gefahrenbereichsermittlung erfolgt meist noch händisch, ist somit zeitintensiv und daher wenig flexibel.

Computerbasierte Methoden, wie die vom Fraunhofer EMI erarbeitete Software zur digitalen, vorschriftenkonformen Schießsicherheitsplanung, können diesen Prozess erheblich vereinfachen und flexibilisieren. Die schnelle, teilautomatisierte Berechnung von Gefahrenbereichen ermöglicht die rasche Variation der Eingangsparameter und erleichtert die Planung auch komplexer Übungsszenare. Die Einbeziehung von autonom manövrierenden Roboterzielen gestaltet die Zieldarstellung dynamisch und somit im Hinblick auf die Sicherheitsbetrachtung unübersichtlicher. Vor Ort einsetzbare Tools, wie die digitale Schießsicherheitsplanung und simulierte Übungsabläufe, können einen erheblichen Beitrag zur Gewährleistung der Schießsicherheit leisten.

Erfassung der Waffenorientierung
Übende dürfen während eines Gefechtsschießens nur Schüsse in einen Bereich abgeben, der mit Hilfe von Zielsektorkennzeichen markiert wurde. Die Einhaltung dieser Vorgabe wird vor Ort durch Schießsicherheitspersonal überwacht, das den Übenden individuell zugeordnet ist. Diese Überwachung könnte drastisch erleichtert werden, wenn die Position und Orientierung jeder beteiligten Handwaffe während der gesamten Übung in Echtzeit erfasst und automatisch überwacht werden könnte.
Am Fraunhofer EMI wurden erste Konzepte für eine entsprechende Sensorik erarbeitet und als Funktionsillustrator, basierend auf dem modularen Griffstück des Sturmgewehrs G36, aufgebaut. Für diese Handgriffsensorik wurde bereits bei einer Übung demonstriert, wie »live« Position und Orientierung der Waffe an ein übergeordnetes Gefechtsübungssystem übertragen wird. Die Erhöhung der technologischen Reife des Funktionsillustrators unter Berücksichtigung sicherheitstechnischer Forderungen ist Gegenstand aktueller Arbeiten.


Zukunftsfähiges Gefechtsübungssystem
Die genannten Aspekte sind Teil eines Konzepts für ein zukunftsfähiges Gefechtsübungssystem, welches Schießsicherheit, Übungsplanung, Übungssteuerung und -auswertung in einem ganzheitlichen Ansatz vereint. Die Erfassung und Analyse relevanter Übungsdaten, zum Beispiel die Position von Übenden und Zielen, ist dafür ebenso von zentraler Bedeutung wie das Rückspiegeln dieser Information in den Übungsverlauf, damit dieser lageangepasst und interaktiv gestaltet werden kann. Erste praktische Erfahrungen mit einem am Fraunhofer EMI entwickelten Gefechtsübungssystem zur grundlegenden Konzeptillustration sowie den Herausforderungen des Übungsalltags konnten im Rahmen einer Gefechtsübung zusammen mit den Partnern vom Wachbataillon in Wildflecken gesammelt werden.

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Die Tabletversion der Schießsicherheitssoftware ermöglicht die Planung und Übungssteuerung im Feld.