Menschliche Verhaltensmodelle für realistische Verkehrsprognosen

Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer

Die Sicherheit des Straßenverkehrs wird durch fortschreitende Automatisierung und multimodale Verkehrskonzepte maßgeblich beeinflusst. Das Fraunhofer EMI entwickelt Algorithmen, um kritische Verkehrssituationen der Zukunft präzise zu analysieren.

Komplexe Verkehrssituationen analysieren: Das Fraunhofer EMI entwickelt Algorithmen um kritische Verkehrssituationen zu erfassen.

Verkehr verstehen und vorhersagen

Automatisierung und multimodale Konzepte revolutionieren den Straßenverkehr. Das macht die Entwicklung und Erprobung neuer Funktionen zunehmend anspruchsvoller.

Deshalb setzt das Fraunhofer EMI auf agentenbasierte Simulationen, die realistische Verkehrssituationen nachbilden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der detaillierten Simulation kritischer Verkehrsszenarien.

Datenbasierte Optimierung von Verhaltensmodellen

© Fraunhofer EMI
Optimierte Geschwindigkeitsverteilungen aus Luftbildaufnahmen des Fraunhofer IOSB.

Wie lassen sich realitätsnähere Verkehrssimulationen erzeugen? Für die mikroskopische Verkehrsflusssimulation werden häufig agentenbasierte Modelle verwendet, bei denen Fahrzeuge in Agentenklassen wie PKW oder LKW eingeteilt werden. Jedem Fahrzeug werden Verhaltensparameter zugewiesen, die aus statistischen Verteilungen der jeweiligen Agentenklasse gezogen werden. Die Parameterwerte dieser Verteilungen sind vor der Simulation festzulegen. Das EMI hat eine Methode entwickelt, um optimale Parameterwerte der Verhaltensmodelle durch numerische Optimierung auf Basis von Verkehrsdaten zu bestimmen. Ziel ist eine realistische Simulation, die statistische Verkehrsgrößen abbildet.

Kritische Verkehrssituationen identifizieren

© Fraunhofer EMI
Überholvorgang: simulierte kritische Situation

Wie erkennt man sicherheitskritische Situationen im Straßenverkehr? Ein entscheidendes Merkmal realistischer Verkehrsflusssimulation ist die Abbildbarkeit kritischer Situationen durch die integrierten Verhaltensmodelle – von potenziellen Gefahrensituationen bis hin zu tatsächlichen Unfällen – in statistisch vergleichbarer Weise zu real aufgenommenem Verkehr. Um diese Aspekte in der Simulation zu berücksichtigen, müssen die verwendeten Verhaltensmodelle in der Lage sein, kritische Situationen abzubilden. Zudem ist es erforderlich, dass ausreichend Daten zu kritischen Situationen im Straßenverkehr vorliegen. Die Analyse und Bewertung der Kritikalität von Fahrszenarien in vorhandenen sowie zukünftig aufgenommenen Daten stellen daher zentrale Herausforderungen bei der Umsetzung realistischer Simulationen dar. Das Fraunhofer EMI stellt sich diesen und entwickelt Bewertungsalgorithmen zur automatisierten Identifikation kritischer Fahrszenarien in unterschiedlich komplexen Verkehrsumgebungen.

Verhaltensmodelle für Fußgänger und Radfahrer

Wie können Verhaltensmodelle die Sicherheit von Fußgängern und Radfahrern in Verkehrssimulationen verbessern? Fußgänger und Radfahrer zählen zu den gefährdeten Verkehrsteilnehmern, die in aktuellen Verkehrssimulationen nur unzureichend berücksichtigt werden. Das Fraunhofer EMI entwickelt Verhaltensmodelle für diese Gruppe, basierend auf Personenstromsimulationen bei Großveranstaltungen. Dabei kommen KI-Methoden wie Reinforcement Learning zum Einsatz, um virtuellen Fußgängern das sichere Überqueren von Straßen beizubringen.

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Das Fraunhofer EMI nutzt KI-Methoden wie Reinforcement Learning, um Verhaltensmodelle für gefährdete Verkehrsteilnehmer zu entwickeln.

Großveranstaltungen: Mit Datenanalyse und Simulationen den Überblick behalten

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Fraunhofer EMI und IOSB begleiteten das Juicy Beats Festival 2024 im Dortmunder Westfalenpark.

Wie lassen sich Besucherströme bei Großveranstaltungen besser analysieren und steuern? Das Fraunhofer EMI hat das diesjährige Juicy Beats Festival begleitet. Gemeinsam mit dem Fraunhofer IOSB erstellten sie eine 3D-Rekonstruktion des Geländes. Darauf basierend führten sie Sichtbarkeitsberechnungen durch. Mithilfe von Videoaufzeichnungen der Besucher und Zustromdaten des Veranstalters simulierten sie den Personenstrom.

Aktuelle Forschung dazu am EMI


Algorithmen für realistische Risikoeinschätzungen: Um Unfälle zu vermeiden und autonomes Fahren zu verbessern, simulieren Forscher Fußgängerverhalten.

Das Fraunhofer EMI hat dafür einen erweiterten Algorithmus entwickelt. Er bezieht Risikobereiche an Kreuzungen mit ein. Dadurch lassen sich realistischere Verkehrsvorhersagen treffen.

 

 

VRU-Verhaltensmodelle
Verhalten von Vulnerable Road Users
(VRU) in normalen aber auch kritischen Situationen.


Datengenerierung
Konzepte zur Erfassung kritischer Szenarien im innerstädtischen Verkehr


Neue Simulationsmethoden
Erweiterung von klassischen Simulationsimplementierungen mit generativen Ansätzen, beispielsweise Reinforcement-Learning