Ingenieurtechnisches Resilienzmanagement

Krisen erkennen, meistern und daraus lernen

Das Fraunhofer EMI analysiert sozio-technische Systeme: kritische Infrastrukturen, urbane Räume, industrielle Prozesse und gekoppelte Netzwerke mit zahlreichen Modellierungsansätzen. Die Modelle werden in Softwareanwendungen implementiert. Das Institut untersucht das Systemverhalten bei Störungen. Es kann dadurch Schwachstellen identifizieren und entwickelt Lösungen zur Messung und Steigerung der Resilienz.

Materialien und Strukturen resilienter gestalten: Mit einer der weltweit größten Stoßrohranlagen können Stoßwellenbelastungen infolge von Sprengstoff- und Gasexplosionen simuliert werden und liefern einen Beitrag zur Robustheitsanalyse von Bauwerken.

Modelle für komplexe sozio-technische Systeme

© safu design / stock.adobe.com
Modellierung und Simulation komplexer Systeme.

Wie können soziale Systemkomponenten in die Modellbildung integriert werden? Das Institut untersucht, wie gut verschiedene technische und gesellschaftliche Systeme Krisen überstehen. Dafür werden zum Beispiel einzelne Prozesse, Gebäude oder sogar ganze Städte und Regionen analysiert. Das Ziel ist, alle wichtigen Teile und Komponenten des Systems zu identifizieren und zu verstehen, wie sie zusammenarbeiten. Dabei werden technische, personelle, ökonomische und organisatorische Aspekte berücksichtigt. Soziale Systemkomponenten werden in der Modellierung systematisch mit spezifischen stochastischen Eigenschaften erfasst und analog zu technischen Komponenten in die Modellbildung mit aufgenommen.

Effizienzanalysen von Resilienzmaßnahmen

Wie effektiv können einzelne Maßnahmen das Maß an Resilienz erhöhen? Quantitative Modelle ermöglichen eine Charakterisierung einzelner Resilienzphasen, -dimensionen und -eigenschaften:

Basierend auf diesem multivariaten Konzept werden am Fraunhofer EMI verschiedenste Systeme analysiert. Beispiele sind Gebäude, urbane Gebiete, Infrastruktursysteme oder industrielle Prozesse. Die Gegenüberstellung verschiedener Maßnahmen ermöglicht eine Bewertung der Effizienz.

Gekoppelte Netzwerkanalysen

Wie resilient ist eine Kommune gegen einen Stromausfall? Die systematische Erfassung von Systemkomponenten und ihren Abhängigkeiten erfolgt durch deren Darstellung in einer Netzwerkstruktur. Die Knoten repräsentieren relevante Komponenten (z. B. Personal, Maschinen), während die Kanten deren physische und logische Verbindungen abbilden. Das Fraunhofer EMI nutzt die Netzwerkanalyse, um die Resilienz kritischer Infrastrukturen zu untersuchen und Kaskadeneffekte zwischen Sektoren zu identifizieren, etwa die Auswirkungen eines Stromausfalls auf Krankenhäuser.

Verständnisaufbau von Abhängigkeiten verschiedener Netze.

Stochastische Modellierung

Visualisierung möglicher Zustände im Markov-Modell.

Wie kann mit stochastischer Modellierung die Sicherheit des autonomen Fahrens bewertet werden? Die Bewertung automatisierter Fahrfunktionen unter Berücksichtigung aller Szenarien, Umweltbedingungen und Verkehrsteilnehmer ist äußerst anspruchsvoll. Das Fraunhofer EMI nutzt statistische Modelle zur Analyse von Ausfallraten. Mithilfe der Markov- Modellierung werden Zuverlässigkeitsaussagen zum Fahrzeug und seinen Teilfunktionen abgeleitet, wobei Umweltbedingungen, Fahrsituationen und Sensor-Ausfallraten berücksichtigt werden.

Agentenbasierte Simulationen

© Juicy Beats Festival / Jonas Diener
Simulation von Bewegungsverhalten: Im Vorfeld des Juicy- Beats-Festival 2024 wurde die Veranstaltungssicherheit mit Methoden von Fraunhofer EMI ausgelegt.

Wie kann das Bewegungsverhalten von Personen oder Personenströmen simulativ abgebildet werden? Die agentenbasierte Simulation zeichnet sich durch ihre Fähigkeit aus, das Verhalten individueller Akteure innerhalb eines Systems zu modellieren und deren Interaktionen in dynamischen Umgebungen zu analysieren. Solche Verhaltensaspekte integriert das Fraunhofer EMI in die sozio-technische Modellentwicklung und nutzt diese Informationen, um zeitliche Entwicklungen in Netzwerkanalysen zu steuern. Zudem hat das EMI eine agentenbasierte Simulation entwickelt, welche die Bewegung von Personen in Gebäuden und auf offenen Flächen, wie z.B. auf Veranstaltungen, simuliert. Dadurch können detaillierte Aspekte der menschlichen Systemkomponenten in sozio-technischen Systemen betrachtet werden.

Robustheitsanalysen von Bauwerken

© Fraunhofer EMI
Kollapsverhalten eines Gebäudeabschnitts: numerische Simulation des Versagens eines tragenden Elements.

Wie lässt sich der Gebäudeschutz vor außergewöhnlichen Belastungen erhöhen? Außergewöhnliche Belastungen, wie beispielsweise Explosionen oder Extremwetter, beanspruchen Bauwerke und sind oftmals in der Planung nicht berücksichtigt. Das Geschäftsfeld Sicherheit und Resilienz besitzt die Expertise, um solche Belastungen und deren Auswirkungen zu charakterisieren. Ingenieurmethoden oder numerische Simulationen, welche mit Versuchseinrichtungen bei Fraunhofer EMI validiert werden, bilden die Bemessungsgrundlage. Systematisch werden die Gefährdung, mögliche Schäden und Schutzmaßnahmen charakterisiert. Die Methoden bilden die Grundlage zur Bewertung der Robustheit. Beispiele sind der Schutz von Liegenschaften vor terroristischen Angriffen, der Explosionsschutz auf Werksgeländen oder die Bewertung von Schutzmaßnahmen gegen Starkwind- und Flutereignisse.

Anwendungsfelder

Industrie

 

  • Bewertung kritischer Prozesse
  • Status-Quo Resilienz
  • Business Resilience Management

Kritische Infrastrukturen

 

  • Netzwerkanalysen
  • Kaskadeneffekte

Kommunale Resilienz

 

  • Identifizierung von Schwachstellen
  • Entscheidungsunterstützung
  • Beitrag Katastrophenschutz

Gebäudesicherheit

 

  • Bewertung außergewöhnliche Belastung
  • Robustheitsanalyse
  • Resilienzsteigerung

Urbane Sicherheit

 

  • Schutz von öffentlichen Plätzen / Veranstaltungen

Spezialanwendungen

 

  • Übertragung der Methoden auf Anwendungsfelder (autonomes Fahren, Verteidigung, Satellitennetzwerke)

Aktuelle Forschung dazu am EMI


Resilienzanalysen für Kommunen mittels Datenraumfunktionalitäten (HERAKLION)


Resilienzerhöhung von Staat und Verwaltung durch kontinuierliche Verbesserung (RESKON)

Resilienzmanagement für die Stadt (FR Resist)Resilienzanalysen für Kommunen mittels Datenraumfunktionalitäten (HERAKLION)

Resilienzerhöhung von Staat und Verwaltung durch kontinuierliche Verbesserung (RESKON)

Resilienzmanagement für die Stadt (FR Resist)Nachhaltigkeit und Resilienz von kritischen Infrastrukturen und Logistikketten (SARIL)
 

Robuste Abschätzung von möglichen Zuständen im Bereich des autonomen Fahrens (RDV)